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Gedenkfeier

Erinnerung an Essenerinnen und Essener, die sich selbst getötet haben

12. September 2025 OCV Allgemein
v-li.n.re.: Peter Toussaint (Vorsitzender des Fördervereins Essener TelefonSeelsorge FETS e.V.), Monika Kindsgrab (Assessorin des Kirchenkreises Essen, in der theologischen Leitung zuständig

Am 10. September, dem Welttag der Suizidprävention, erinnerte eine bewegende Gedenkfeier in der Marktkirche an jene Essenerinnen und Essener, die sich im vergangenen Jahr selbst getötet haben, und an das Leiden der Angehörigen.

Mehr als 9000 Menschen nahmen sich im vergangenen Jahr in Deutschland das Leben – laut Statistik gibt es in Essen in jeder Woche ein Suizid. Hinter den Zahlen verbergen sich tiefe Verzweiflung, Selbstvorwürfe und großes Leiden der Hinterbliebenen. Daran soll der „Welttag der Suizidprävention“ erinnern, den die Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2003 ins Leben gerufen hat. An vielen Orten gibt es immer am 10. September Gedenkfeiern und Aktionen zum Thema. – Am Mittwoch hatten die TelefonSeelsorge, der Förderverein der Essener TelefonSeelsorge (FETS) und die Gruppe der „Hinterbliebenen nach Suizid“ zu einem ökumenischen Gedenkgottesdienst in die Essener Marktkirche geladen. Schon seit dem Nachmittag wurden die Bürgerinnen und Bürger am Info-Stand vor der Kirche über Möglichkeiten der Prävention und über die Arbeit der Telefonseelsorge informiert. Stadtdechant Jürgen Schmidt überbrachte die Grüße der Katholischen Stadtkirche und ließ sich zusammen mit Monika Kindsgrab vom Evangelischen Kirchenkreis ausgiebig von jungen Seelsorgerinnen über das „U25“-Projekt aus Gelsenkirchen informieren. Dort stehen Jugendliche und junge Erwachsene unter dem Dach der Caritas jungen Menschen bei, die in eine suizidale Lebenskrise geraten sind. – Zu Beginn der anschließenden Gedenkfeier, die von Cellistin Astrid Bohnenstengel und Kreiskantor Thomas Rudolph musikalisch begleitet wurde, dankte Michael Denzin vom Vorstand des Fördervereins der Telefonseelsorge den rund 80 Besucherinnen und Besuchern für die Unterstützung an diesem Abend. Oberbürgermeister Thomas Kufen überbrachte die Grüße der Stadt. „Kein Problem ist so groß, dass man deshalb aus dem Leben scheiden muss“, sagte er. Er mahnte die Bürgerinnen und Bürger zur Aufmerksamkeit. Man müsse gesprächsbereit sein. „Reden hilft“, sagte der OB und dankte „voller Respekt“ den Ehrenamtlichen, die bei der Essener TerlefonSeelsorge Tag und Nacht ein offenes Herz und ein offenes Ohr für Menschen in Not haben. Superintendentin Marion Greve brachte in einer Fürbitte die Sorge um die Menschen zum Ausdruck, die nach einem Suizid mit Schuldgefühlen und gebrochenem Herzen zurückbleiben: „Gott, sei du ihr Halt in der Dunkelheit.“ Und Stadtdirektor Peter Renzel erinnerte an die vielen Menchen, die in der Pflege, in der Seelsorge, in der Therapie und bei den Notrufdiensten ihre ganze Kraft aufwenden, um Menschen durch Krisensituationen zu begleiten. Viel Beifall bekam die Poetry-Slammerin Franziska Gels für ihre vorgetragenen Gedanken am Grab einer Freundin. Und in einem Interview berichtete Dieter Schachta von der Selbsthilfegruppe der „Hinterbliebenen nach Suizid“ von der bleiernen Zeit nach dem Tod einer guten Freundin. Zum emotionalen Höhepunkt des von Prädikantin Birgit Dinglinger einfühlsam geleiteten Gottesdienstes wurde dann eine Trauerzeremonie: Zu musikalischer Untermalung schrieben Besucherinnen und Besucher Segenswünsche für die Verstorbenen und Worte des Trostes für die Hinterbliebenen auf leuchtend rote Papierherzen und trugen sie zu den Stufen des Altars, um sie dort gegen eine Kerze einzutauschen. – Zum Abschluss dankte Peter Toussaint vom Förderverein der Essener Telefonseelsorge den beiden christlichen Kirchen in Essen, die seit 60 Jahren die Arbeit der Telefonseelsorge finanzieren. Er dankte der katholischen Caritas und Superintendentin Marion Greve und den Gemeinden für die von Jahr zu Jahr größer werdende Kraftanstrengung. Suizidprävention sei ein Auftrag an jeden von uns, sagte Toussaint. Und: „Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Und es ist eine Aufgabe für die Politik.“ – Im Anschluss standen Telefonseelsorgerinnen und Telefonseelsorger und Vertreter der Selbsthilfegruppe der Angehörigen noch für Fragen und Gesprächswünsche der Besucherinnen und Besucher zur Verfügung.



Caritasverband für die Stadt Essen e.V.
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